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SQUEGG

Die Aufgabenstellung der UdK Berlin war, im Kühlschrank ein hartgekochtes Ei zu finden und dieses inklusive all seiner Bestandteile derart zu verändern, dass die ursprüngliche Form nicht mehr erkennbar ist. Ziel ist die Erstellung eines Nicht-Eis.

Voraussetzungen für den gestalterischen Ansatz

Das Ei ist eine geniale Erfindung der Natur und hat in den vielen Millionen Jahren seiner irdischen Existenz nichts an Faszination verloren. Während für die Vögel vor allem sein abgeschlossenes System relevant ist, in dem sich ein neues Lebewesen entwickelt, welches während der Reifungsphase zugleich genährt wird, wohingegen die aerodynamische Form den Vogeleltern das optimale Brüten eines ganzen Geleges ermöglicht, haben sich die Menschen diverse Aspekte des Eis zunutze gemacht: Seine gebogene Form dient den Architekten ihrer besonderen Stabilität wegen als Vorbild für Brücken und Kuppeln. Für das Industriedesign spielen darüber hinaus auch Aspekte wie der Höhlencharakter (welcher u.a. Geborgenheit vermittelt) eine Rolle – wovon die Entwicklungen zahlreicher Sitz- und Liegemöbel zeugen. In der Kulturgeschichte aller Völker spielt das Ei zudem eine symbolische Rolle, dort steht es vielfach für den Ursprung des Lebens, für Auferstehung und Wiedergeburt oder generell für Fruchtbarkeit. Im Mittelalter galten Eier teilweise als Berechnungseinheit für Zinsen und Pacht – und wurden zum üblichen Zahlungstermin (Ostern) überreicht.
Einer der wesentlichen Aspekte des menschlichen Interesses am Ei lag jedoch seit jeher in seiner Nutzbarkeit als hochwertiges Nahrungsmittel. Als solches überzeugt es durch leicht vom Körper aufzunehmendes Eiweiß, zahlreiche Vitamine und den Mineralstoff Eisen. Zudem haben Eier in Relation zu den wertvollen Inhaltsstoffen wenig Kalorien. Ihre Vielseitigkeit und einfache Handhabung bei der Zubereitung machen sie zu einem natürlichen „Fast Food“- Produkt. Dennoch ist der Eierverbrauch seit Jahren rückläufig. Gerade junge Leute kaufen lediglich wenige Eier. Ursachen hierfür sind unter anderem imageschädigende Themen, wie die Geflügelpest, die Vogelgrippe oder die fortgesetzte Cholesterindiskussion.
Der Fund des sehr hart gekochten Eis lange Zeit nach Ostern im Kühlschrank verdeutlicht auch auf sehr persönlicher Ebene, dass die Wertschätzung dieser Lebensmittel heute stark abnimmt. Deshalb konzentriert sich mein Ansatz für die Umsetzung der Hausaufgabe auf eine Umkehrung dieser Entwicklung mit dem Ziel einer deutlichen Aufwertung des hartgekochten Eis. Dabei soll das Ei in all seinen wertvollen Bestandteilen erhalten bleiben und lediglich dessen Form den heutigen Sehgewohnheiten sowie dem anspruchsvollen Konsumverhalten einer übersättigten Gesellschaft angepasst werden.
 
Umsetzung: „SQUEGG“
Der strategische Ansatz für das Produkt „SQUEGG“ liegt darin, eine Form für das hartgekochte Ei zu finden, die eine gleichermaßen ästhetische, qualitative und emotionale Perfektion vermittelt. Diese soll wiederum beim Konsumenten mit emotionalem Erleben verknüpft werden und dadurch dessen Bewusstsein für die Qualität des Eis fördern, seine Sinne schärfen und ein Verlangen nach dem wiederholten Erwerb und Verzehr des „SQUEGG“ auslösen. Ein Ersatz herkömmlicher Einsatzvarianten des Eis (Kochen, Backen etc.) ist nicht intendiert, vielmehr soll den Rezipienten eine neue, exklusive Variante angeboten werden, die sowohl für den häuslichen Gebrauch als auch den Einsatz auf Reisen (z.B. als Ersatz für die früher so beliebten hartgekochten Proviant-Eier) geeignet ist.
Hierfür bietet sich insbesondere der Würfel als klassische und abstrakte geometrische Form an.

Umsetzung des Prototyps
Das hartgekochte Ei wird – entsprechend der Größe und Schalendicke zeitlich variierend – in Essig eingelegt, um die Kalk-Strukturen der Schale leicht anzulösen. Um auch die inneren Strukturen geschmeidig zu machen, erhitzt man das gesamte Ei danach kurzzeitig. In diesem Zustand wird es vorsichtig in eine vorab angefertigte Modellform gedrückt und darin abgekühlt. Der Druck, der dabei an diversen Stellen der Schale ausgeübt wird, verteilt sich durch die Rundung über das ganze Ei und ermöglicht bei vorsichtigem Vorgehen eine bruchfreie Umformung. Nach ca. einer Stunde im Kühlschrank behält das Ei seine neue Form auch nach Entfernen der Modellform weitgehend bei.

Die besondere Form des Eis wiederholt sich auch in seiner Verpackung, einer eigens dafür hergestellten Box (z.B. aus Holz). Deren Oberseite gibt (in abstrahierter Weise sowie farblich abgestimmt) den Inhalt wieder, auch der Produktname „SQUEGG“ verweist auf den Inhalt selbst. Ein Hinweisschild auf der Rück- oder Unterseite enthält alle relevanten Informationen zum SQUEGG.